Alex Gräbeldinger: Ein bekotztes Feinrippunterhemd ist der Dresscode zu meinem Lebensgefühl
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»Alex Gräbeldinger, von einem Freund liebevoll mit den Worten „Punk, Opfer, Philosoph, Wahnsinniger, Vollidiot“ beschrieben, legt hier eine Sammlung seiner regelmäßig im Ox-Fanzine erscheinenden Kolumne vor, bei der der Titel, wie man so schön sagt, Programm ist. Auch wer die eine oder andere seiner zum größten Teil autobiografisch geprägten, tagebuchartigen, dabei aber immer wahnsinnig lustigen Veröffentlichungen kennt, kommt hier voll auf seine Kosten. Die Illustrationen von Arne Kulf, seines Zeichens Haus- und Hofzeichner der Band Muff Potter, versüßen und verdeutlichen dem Leser die peinlichsten Erlebnisse des Anti-Helden zusätzlich. Der Autor – Punk, Berufsjugendlicher und Schlagzeuger der Band Karate Disco – beschreibt seinen Kampf gegen den Alltag, den er stets zu verlieren scheint. Ob nun der verzweifelte Versuch, mit 3 Promille Restalkohol noch rechtzeitig zum Geburtstag der Oma zu kommen oder bei einer Teenie-Band-Schlagzeugerin zu landen, Alex Gräbeldinger lässt kein Fettnäpfchen aus. Es geht um Sex, Drugs und Punkrock, um das Erleben und Überleben schlechter Partys und noch schlechterer Beziehungen. Das alles wird erzählt mit einer sehr unterhaltsamen, da schonungslosen Offenheit, die den Autor als Vollzeit-Loser outet, welcher sein Leben scheinbar nur mit viel Alkohol und ein paar Wochen Auszeit in der geschlossenen Psychiatrie meistert. Die Gefühle beim Lesen schwanken zwischen Fremdschämen und Schadenfreude, zwischen Mitleid und großer Sympathie, grundsätzlich begleitet von einem Lächeln, denn irgendwie lässt einen das Gefühl nicht los, dass man das auch selber sein könnte, der da auf der Couch eines fremden Irakers aufwacht … In einem Moment möchte man ihm aufhelfen, wenn er regungslos und stockvoll zwischen den Familienhunden in der elterlichen Küche pennt, im nächsten angewidert zurechtweisen, wenn er ins Badewasser pinkelt, in dem er wohlgemerkt nicht alleine sitzt. Trotzdem überwiegt alles in allem die Lust, mit ihm ein Bier zu trinken, gerne auch zwei oder drei. Dass hier die zweite Auflage des im Kopfnuss Verlag erschienenen Taschenbuchs vorliegt, zeigt, dass doch einige Anhänger des guten Geschmacks dem Leitsatz folgen: „Saufen ja, aber mit Buch!“. Und wenn, dann bitte schön mit diesem Buch.« – Lydia Busch (Journal der Jugendkulturen)
Von der Resterampe des verstorbenen Kopfnuss Verlags.